PODCAST
Die Gesprächsreihe wird aufgenommen und kann als Podcast nachgehört werden. Entweder direkt hier über Soundcloud oder über Spotify.
01
Simone
«Ich bin in den fünf Elementen gestorben. Doch eine innere Stimme half mir dabei, die Todesqualen durchzustehen»
Simone Fasnacht leidet an einer schizoaffektiven Störung und hat aufgrund langjähriger Krankheits- und Psychiatrieerfahrung entschlossen, MADNESST zu gründen, um einen Beitrag zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen zu leisten. Im Rahmen der Netzwerkentwicklung betreibt sie als Mental Health Aktivistin Öffentlichkeitsarbeit, wobei sie bereits im Schweizer Radio und Fernsehen zu hören und sehen war.
02
Nik
«Der schlimmste Ort, den ich mir vorstellen kann, ist in meinem Kopf gefangen zu sein.»
Er leidet unter einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung und ist Hobbymusiker sowie Kulturschaffender. In der Öffentlichkeit hat er bereits offen und ohne Hemmungen über seine Angsterkrankung gesprochen mit dem Ziel, junge Menschen dazu zu bewegen, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Seine Musik dient ihm als Ventil und Energiequelle, um Erlebtes zu verarbeiten.
03
Jlona
«Ich erlebe eine ständige Achterbahn der Gefühle.»
Sie leidet an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung und ist eine Mental Health Aktivistin sowie Künstlerin. In ihren digitalen Illustrationen und ihrem Textildesign thematisiert sie Aspekte aus ihrer Gedanken- und Gefühlswelt, mit welchen sie psychische Erkrankungen enttabuisieren und entstigmatisieren will. In der Öffentlichkeit sprach sie bereits offen über ihre Persönlichkeitsstörung.
04
Hans
«Meine Krankheit veränderte mich schleichend und frass mich innerlich auf.»
Er leidet unter einer Depression sowie einer posttraumatischen Belastungsstörung und arbeitet als Peer (Experte aus Erfahrung) in einer psychiatrischen Klinik. Zuvor war er als Hoteldirektor im eigenen Hotel tätig. Er setzt sich als Präsident von GLEICH UND ANDERS Schweiz für die Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten ein.
05
Mara
«Und plötzlich kam der Tag, an dem ich nicht mehr aus dem Bett kam.»
Als 19-jährige begann ihre Essstörung, welche wenig später in einer Depression mündete. Nach (vermeintlicher) Stabilisierung ihres gesundheitlichen Zustandes schlitterte sie vier Jahre später in eine Erschöpfungsdepression („Burn-out“); sie erachtete die Einnahme von Psychopharmaka sowie eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik damals als einziger Weg zur Besserung. Über ihre Erfahrungen sprach sie bisher sowohl im privaten als auch im professionellen Umkreis; in der Öffentlichkeit hingegen noch nie.
06
Rahel
«Der sexuelle Missbrauch hat mich Schritt für Schritt innerlich sterben lassen.»
Sie leidet unter einer Anpassungsstörung sowie einer posttraumatischen Belastungsstörung. Seit ihrem ersten Klinikaufenthalt setzt sie sich auf den sozialen Medien gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein, indem sie Texte im Stil von Tagebucheinträgen über ihre Gefühle und Erlebnisse schreibt. In der Öffentlichkeit sprach sie bereits mehrmals über ihre Traumata und ihre Zeit in der Psychiatrie. So möchte sie Betroffenen weitergeben, dass es kein Tabu ist Hilfe in Anspruch zu nehmen und darüber zu sprechen.
07
Franziska
«Meine wahre Identität lag jahrzehntelang verborgen.»
Mit 12 Jahren wollte Franziska als Junge ein Mädchen sein. Ihre Pubertät war ein Alptraum, plötzlich stimmte gar nichts mehr überein. Soziale Verhaltensweisen ahmte sie nach, weil sie sie nicht verstand. Sie interessierte sich für Dinge, nicht für Menschen. Mit 37 fand sie endlich die fehlenden Puzzleteile und die richtigen Antworten und Begriffe, um ihre wahre Identität zu erkennen.
08
Martin
«Ich lebte mit angezogener Handbremse»
Was vor rund 5 Jahren schleichend und nicht ganz überraschend in eine Depression, gepaart mit generalisierter Angststörung mündete, zeichnete sich rückblickend schon seit der jüngsten Kindheit ab. Martin grübelte sich schon seit er denken kann durchs Leben und sein Selbstwertgefühl brauchte eben genau dieses Fass, welches schliesslich zum Überlaufen gebracht wurde, um an der Krise zu wachsen und neue Ressourcen zu entdecken. Heute kämpft er mit viel Herzblut für eben genau diese, ungehörten Menschen und möchte Ihnen etwas von seinem neu gewonnen Mut mitgeben.
09
Tobias
«Ich war unfähig, irgendetwas anderes zu fühlen als Hoffnungslosigkeit.»
Mit 12 Jahren sass er zum ersten Mal einem Psychologen gegenüber; eine Begegnung, die mit grossen Widerständen verbunden war. Jahrelang haderte er mit sich selbst, seinem Körper, dem Leben und dem Dazugehören. Mit 19 entschied er sich schliesslich für ein Psychologiestudium, dass er vor 3 Jahren abschloss. Wiederholte schwere depressive Phasen und chronische Schmerzen kulminierten in zwei stationären Klinikaufenthalten, die ihn langsam auf einen Weg der Akzeptanz seiner selbst führten. Es ist nach wie vor ein fortwährender Prozess, ja zum Leben sagen zu wollen.
10
Kathrin
«Während meiner Psychose bin ich durch die Tore der Hölle gegangen. Die Flammen haben mein Wahngebilde gereinigt und so wurde ich in ein lichtvolleres, meist Sinn bringendes Dasein wiedergeboren»
Kathrin Obrist hat schwere schizoaffektive Psychosen durchlitten. Sie lebt asketisch ohne Psychopharmaka, gibt ihr Erfahrungswissen an Fachschulen und bei Weiterbildungen weiter und arbeitet im eigenen Atelier für Kunsttherapie und Recovery. Sie ist Songwriterin beim Musikprojekt Lila Loure. Durch Öffentlichkeitsarbeit (u.a. Schweizer Radio u. Fernsehen) engagiert sie sich für den gesellschaftlichen Dialog zur Enttabuisierung psychischer Erkrankungen. Die barrierefreie Teilhabe, die gesellschaftliche Diversität und das «Anders-Sein» als Stärke sind ihr dabei ein zentrales Anliegen.
11
Stephanie
«Wenn aus viel Schmerz plötzlich Sinn entsteht.»
Die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung wurde mir 2008 in einer Klinik gestellt. Es ergab sich für mich eine grosse Aufgabe. Die Aufgabe, den Alltag zu bewältigen mit all seinen Höhen und Tiefen. Der Weg zur Bergspitze, dem Bewältigen des Alltags, ging durch viel Schmerz und Leid. Die Etappen bewältigte ich durch Therapiearbeit, durch Menschen die kamen, gingen oder geblieben sind. Heute stehe ich noch nicht auf der Spitze des Berges. Doch da, wo ich jetzt stehe, fühle ich mich sicher genug, nicht wieder den Berg hinunterzufallen. Vielleicht kehre ich ab und an in ein tiefer gelegenes Camp zurück um mich wieder zu rüsten.
Noch immer lebe ich mit intensiven Gefühlen. Man sagt, ein Mensch mit einer BPS fühlt neun Mal intensiver. Noch immer habe ich die Tendenz, mir Schaden zufügen zu wollen, meinen Gefühlen ausgeliefert zu sein, in Depressionen zu fallen. Doch heute habe ich viele Skills, die mein Leben wieder lebenswert machen. Meistens jedenfalls. Und ich kämpfe weiter. Für mich und anderen Leidensgenossen:innen.
12
Heidi
«Die Heilung liegt in der Heilung der Beziehung zu mir selber.»
Heidi Schenker lebte 10 Jahre ihres Lebens mit Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Fresssucht). An einem Zeitpunkt in ihrem Leben erkannte sie das vermeintliche Handicap der psychischen Erschütterung als Ressource für ihren weiteren Lebensweg. Seit 2016 betreibt sie nun eine eigene Praxis in Solothurn für Bodywork, Coaching und Peerarbeit. Zudem ist sie in Öffentlichkeits-/Präventions- und Entstigmatisierungsarbeit tätig wie zum Beispiel beim Verein Trialog und Antistigma Schweiz oder als OK-Mitglied der Aktionstage psychische Gesundheit Kanton Solothurn.
13
Samuel
«Hochfunktional bedeutet nur, unter Hochspannung, mit hohem Einsatz und hoher Anstrengung, alles dafür zu tun, dass man funktioniert.»
Samuel Otto ist hochfunktionaler, spät diagnostizierter Autist. Lange wusste er nicht, was an ihm anders war und warum ihm manche Sachen schwerer zu fallen schienen als anderen. Bis sich nach und nach, über die verschiedensten Stationen der Psychiatrie, schließlich die passenden Diagnosen fand. Über seine kreative Arbeit, vor allem das Schreiben, lässt Samuel die Menschen an seiner Welt teilhaben.
14
Lukas
Der Mensch hinter der Diagnose. Die Stiftung Rodtegg und das Netzwerk Neubad machen gemeinsame Sache im Kooperationsprojekt vereinbar, welches zum Ziel hat die Inklusion von Menschen mit Behinderung zu fördern.
Der Moderator und Psychotherapeut Matthias Boss spricht mit Lukas, ein Mitarbeitender des Projekts, wie ein Unfall sein Leben auf den Kopf stellte.
15
Aurelia
«Ein Leben ohne Angst konnte ich mir nicht vorstellen.»
Aurelia ist 18 Jahre alt. Vor vier Jahren wurde ihr ihre erste psychische Erkrankung diagnostiziert. Seither gehören Ängste und intensive Gefühle zu ihrem Leben. Ihre Diagnosen sind: generalisierte Angststörung, Panikattacken und Borderline. In diesen 4 Jahren hatte sie mehrere Klinikaufenthalte in der Jugendpsychiatrie, ambulante Therapien, Medikamente und viel Zeit sich mit sich selber auseinander zu setzen. Sie hat gelernt, dass man trotz diesen, manchmal einschränkenden Symptomen, auch ein tolles und freies Leben führen kann. Aurelia spricht seit etwa 2 Jahren offen über psychische Erkrankungen, da es noch immer viele Stigmata über psychische Erkrankungen gibt und sie als Betroffene dies immer wieder spürt.
16
Patrizia
«Am besten bringst du dich einfach um, dann geht es dir endlich wieder gut.»
Suizidgedanken begleiten Patrizia schon seit ihrer Kindheit. Die stets lächelnde Musterschülerin gab jedoch nie Anlass zur Sorge, auch wenn somatische Beschwerden ihr mit zunehmendem Alter immer wieder Steine in den Weg legten. Als Panikattacken und Depressionen ihren beruflichen Einstieg verhindern, holt sie sich erstmals professionelle Hilfe. Eine Odyssee zwischen Hoffnungslosigkeit und Zuversicht, irreführenden Diagnosen und heilenden Erkenntnissen führte schliesslich zu mehr Akzeptanz des Daseins mit all seinen Facetten.
Nun spricht sie zum ersten Mal in der Öffentlichkeit über ihr inneres Erleben und den Umgang mit der eigenen Suizidalität.
17
Heinrich
«Was anderen leichtfällt, ist schwierig. Was anderen schwerfällt, ist leicht. Das ist eine Störung?»
Heinrich erhielt in seinen Zwanzigern die Diagnose «ADHS». Das hat ihm geholfen, seine Unsicherheiten und Gedankensprünge besser zu verstehen. Meistens sieht er sein ADHS weniger als Krankheit, sondern eher als Begabung. Heinrich redet gerne offen über seine kritische Sicht auf die Diagnose «ADHS», persönliche Erfahrungen mit Ritalin und den Grund, wieso er das Verfassen dieses Textes bis zum letztmöglichen Zeitpunkt herausgeschoben hat.
Heinrich lebt und arbeitet in Luzern. Für das Onlinemagazin Kultz hat er eine vierteilige Kolumne über ADHS geschrieben.
18
Ladina
«Nachdem ich mir mein Leben lang gewünscht habe, anders zu sein, weiss ich endlich, dass ich genau richtig bin»
Ladina hatte schon einen langen Leidensweg mit zahlreichen psychiatrischen Diagnosen wie Depression, Angst- und Zwangsstörungen sowie mehreren Klinikaufenthalten hinter sich, als sie mit 21 die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung bekam. Diese Diagnose bildete einen Wendepunkt in ihrem Leben. Endlich wusste sie, warum sie sich ihr Leben lang anders gefühlt hat und konnte beginnen, sich selbst in ihrem Anderssein zu akzeptieren. Nachdem sie sich jahrelang versteckt und angepasst hat, teilt sie nun offen ihre Geschichte in den sozialen Medien und zeigt damit, dass es okay ist, anders zu sein und wie befreiend es ist, endlich sich selbst sein zu dürfen.
19
Michel
«Sucht ist keine Lebensdiagnose. Wir können lernen, unsere Süchte zu überwinden.»
Die Sucht wurde Michel in die Wiege gelegt. Seine Eltern waren psychisch krank und alkoholabhängig. Michels Kindheit war geprägt von Unsicherheit, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Im frühen Teenager-Alter entdeckte er selbst die beruhigende Wirkung des Alkohols. Bereits damals war ihm klar: «Das könnte gefährlich werden!» Eine Odyssee durch das Reich der Betäubungsmittel, die mit Party begann und beinahe im Tode endete, war die Folge.
Seit 12 Jahren ist Michel clean. Er führt ein glückliches und erfülltes und vor allem suchtfreies Leben.
20
Mit Andrea: Anorexie
«Der ständige Druck perfekt zu sein»
Andrea hat eine über 20-jährige Anorexiegeschichte. Kurze Zeit kombiniert mit Bulimie, wiederkehrenden Depressionen, grossem Selbsthass mit selbstverletzendem Verhalten und zwei gescheiterte Suizidversuche. Ihre Homosexualität wollte sie einfach nicht wahrhaben und um keinen Preis «so» sein. Statt dem Coming-out flüchtete sie sich in die Magersucht. Der ständige Druck immer alles perfekt machen zu müssen, allen gefallen zu wollen und die grosse Sehnsucht geliebt zu werden, wurden irgendwann zu gross. Nach jahrelanger Therapie hat sie gelernt: «ich bin gut so, wie ich bin.» Nicht mehr essen ist nie die Lösung für die dahinterliegenden Probleme. Sie möchte junge Menschen aufrütteln, nicht denselben Fehler zu begehen.
21
Mit Julia: Dissoziative Krampfanfälle
«Mein kleiner Helfer auf vier Pfoten hat mir bei meinen Krampfanfällen mehr geholfen, als alle Therapien die Jahre zuvor.»
Julia leidet unter depressiven Episoden, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und dissoziativen Krampfanfällen. In der Depression verliert sie jegliche Freude am Leben, wodurch sie schon mehrmals versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Ihre Traumata erinnern sie mehrmals täglich an schlimme Ereignisse in der Vergangenheit, weshalb sie öfters dissoziative Krampfanfälle hat. Aufgrund letzterem hat sie sich dafür entschieden einen Assistenzhund für sich auszubilden, da alle Medikamente, Therapien und Psychiatrien zu keiner Verbesserung führten.